Die sogenannte Künstliche Intelligenz (KI) ist auf dem Vormarsch, das kann niemand mehr leugnen und genauso wenig verhindern. Gut so, sagen die einen, endlich eröffnen sich uns neue Welten. Endlich kommen wir in die Phase der Nutzung dessen, was sich schon lange anbahnt, endlich profitieren auch wir Endnutzer von den Möglichkeiten der voranschreitenden Technik und nicht nur die riesigen Internet-Konzerne mit ihren Big Data Algorithmen und Machine Learning Programmen. Endlich haben wir Zutritt zu dieser neuen, sehr weiten Spielwiese.
Da sind aber auch die anderen, die KI für eine große Gefahr halten. Gefährlich für so einige Branchen, in denen wir bisher noch Menschen brauchten, die jetzt wohl abgelöst und massenweise arbeitslos werden. Gefährlich für die gesamte Informationsgesellschaft, die sich nicht mehr auf das verlassen kann, was ihr in den Weiten des Internets unter die Nase gehalten wird. In letzter Instanz auch gefährlich für die Demokratie, den Frieden und damit vielleicht sogar die gesamte Menschheit.
Diese Spannung beider Felder lässt sich in der Figur von Sam Altman1 visualisieren. Als CEO der Firma OpanAI, die die aktuell berühmteste KI ChatGPT betreibt, hat er natürlich Interesse an einer breiten Akzeptanz des Produkts und von KI als solches. Dennoch hat er selbst 2023 vor dem Potential von KI gewarnt und versucht, der Politik die Notwendigkeit von Regulierungsmaßnahmen zu verdeutlichen2. Ein ähnliches Vorgehen kennt man auch von anderen Persönlichkeiten oder Experten aus der IT-Welt. Dabei fallen Bezeichnungen wie „so gefährlich wie ein Atomkrieg“, „Bedrohung für die Menschheit“ oder ähnliche.3
Worauf will ich hinaus? Nun ja, wie bei vielen Dingen, die neu und noch nicht so ganz greifbar sind, gibt es auch bei KI vermeintliche Horrorszenarien. Vielleicht ist das gar nicht mal so übel, denn dadurch werden wir stärker angetrieben, uns Gedanken zu machen. Am Ende liegt die Wahrheit aber natürlich irgendwo zwischen diesen beiden Polen.
Ich will jetzt keine Abhandlung über KI insgesamt schreiben, einen solchen Mammuttext will eh niemand lesen. Mir gingen neulich eher spezifisch Gedanken zu dem Thema Journalismus/Berichterstattung und KI durch den Kopf. Auslöser waren neuerliche Infos darüber, dass KI immer besser darin wird, auch Videos zu produzieren, in denen Menschen zu sehen sind, die Dinge sagen, die sie in Realität nie gesagt haben. In der Imitation der Bewegungen bis in den letzten Mundwinkel hinein kombiniert mit der natürlichen Gestik dieser Person wird deren Nachahmung immer besser.
Da kam die Frage in mir auf: wie soll und wie kann ich dann Berichterstattung überhaupt noch trauen? Kann ich mich drauf verlassen, dass andere KI-Systeme derartige Fälschungen erkennen und mich vor dieser Lügenwelt beschützen? Ich zweifele daran. Für mich klingt das dann eher nach einem Battle wie er zwischen Hackern und Anti-Viren-Softwarebetreibern besteht. Beide Seiten werden immer besser, veranstalten ein Kopf-an-Kopf-Rennen, aber Computerviren schaffen es ja doch regelmäßig die Schutzwand zu durchbrechen. So glaube ich auch kaum, dass mich auf Youtube, X, Instagram, TikTok etc. die Betreiber zuverlässig davor schützen können werden. Vielleicht nutze ich diese Netzwerke in Zukunft besser nur, um mich mal mit lustigen Tiervideos aufzuheitern, da ist es mir dann egal, wie real das Gesehene ist. Für meine Informationsbeschaffung greife ich besser wieder auf die gute alte Zeitung zurück. Back to the roots.
Aber halt, wenn ich dem, was vermeintlich seriöse Verlagshäuser oder Nachrichtenagenturen verbreiten, vertrauen würde, wieso dann nicht auch dem, was sie online in die Welt setzen? Sind es nicht eben jene, die häufig klagten und noch klagen (anfangs sehr laut, es wird leiser), dass sie durch die schnelllebige Onlinewelt und der flitzeschnellen aber unkontrollierten und kostenfreien Verbreitung von Nachrichten das Nachsehen haben? Ich – und vielleicht bin ich ja schon eine repräsentative Menge – sehe jetzt ihre große Chance kommen. Ich will sie sehen, die seriösen, verlässlichen, vertrauenswürdigen Nachrichten. Ich denke, KI tut diesen Anbietern gut, denn sie verdeutlicht, dass man sich nicht mehr auf das blanke Medium verlassen kann, man muss sein Vertrauen in bewusst ausgesuchte Anbieter setzen. Es gibt natürlich schon einige solche Angebote inkl. weiterer Formate (wie z.B. Podcasts), aber auf Abonnentenfang und Präsenz in der Welt der Onlinedienste sollten sie meines Erachtens sehr viel mehr setzen. Die Kleinen in der Szene (Relevanzreporter4, Krautreporter5, Riffreporter6, u.a.) machen es ihnen vor. Ich glaube, jetzt ist ein sehr guter Zeitpunkt, zu investieren, die potentielle Kundschaft hat sich vergrößert, es gibt keine Grenzen mehr, nur noch Sprachbarrieren.
Auf geht’s!
Hinweis: alle Bilder in diesem Artikel sind durch Künstliche Intelligenz (KI) generiert worden.
Fußnoten: