Archiv für den Monat: Dezember 2004

In den Klauen der Frauen

In dem Land, in dem ich aufgewachsen bin, war vieles anders. Es gab keinen elektronischen Luxus. Privatleute dachten nicht im Traum an Computer oder Videorecorder, ein Radio war das Hochgefühl des Besitzstolzes und wenn einer in der Straße einen Fernseher hatte, an dem an einem Wochentag abends ein Film ausgestrahlt wurde, dann hat sich in dessen Haus die ganze Bewohnerschaft getroffen und alle waren irgendwie stolz auf diesen einen Fernseher, den sie gewissermaßen alle zusammen besaßen. Das hatte viel Schönes. Ich kann mich erinnern, dass mein Nachbar auf einmal – keiner wusste wie es geschah – einen Lederfußball hatte. Da war klar, womit die Freizeit vebracht wurde. Dieser arme Ball wurde täglich stundenlang verkloppt und als er eigentlich schon den Geist aufgab und seinen letzten Atemzug getan hatte, wurde schonungslos weitergespielt, bis er sich wirklich nicht mehr von einem zähen Schinken unterscheiden ließ und letztendlich dann doch seinen Reiz verlor.
Sozialkontakt war zwar ein unbekanntes Wort, wurde aber ganz groß geschrieben und es muss auch in dieser Zeit gewesen sein – ich war noch ein kleiner Grünschnabel – als ich die Gabi kennenlernte. Sie hatte in etwa mein Alter, allerdings war sie mir in vor allem einer Sache Jahre voraus: im Kommandieren! Sie schaffte es, mir in allen erdenklichen Situationen zu sagen, was ich machen solle. Sie hatte viele Ideen und leider oft solche, die meinen momentanen Wünschen total zuwiederliefen. Aber ich konnte nie nein sagen und dachte, es muss einfach so sein, dass ich ihr gehorche. Das gehörte irgendwie zu meinem Weltbildes, da hab ich doch nicht hinterfragt. Es war auch nicht so, dass ich in sie verschossen wäre, ich gehorchte einfach, weil sie so bestimmend war. Sie konnte mich vom Spiel mit meinen Freunden wegrufen, um mir etwa eine Gans zu zeigen, die sie wegen einer Nichtigkeit aussergewöhnlich fand. Ich habe mich einfach gefügt und mein Verhalten nie hinterfragt.
Bis sich eines Tages dieses so erlösende Ereignis begab. Es war im tiefen Winter – und dort waren die Winter sehr kalt. Tage, an denen das Quecksilber nicht aus den zweistelligen Minusgraden aufsteigen konnte, waren keine Seltenheit. An einem solchen Tag schlachtete mein Onkel ein Schwein. Das war ein besonderes Ereignis und seit kurzer Zeit durfte auch ich dabei sein. Ab und zu viel mir sogar die unbestritten wichtige Aufgabe zu, den Ringelschwanz des Schweines festzuhalten während die anderen fünf oder sechs Männer versuchten, ihm die Kehle durchzuschneiden. Wie wäre das Schwein doch davongerannt, wenn die mich damals nicht gehabt hätten! Und an diesem Tag freute ich mich wieder ganz besonders darauf, dabei zu sein. Aber was passierte? Gabi tauchte auf und verlangte von mir, mich mit ihr zu beschäftigen. Ihr fielen alle möglichen unsinnigen Spielchen ein, zu denen sie mich einfach brauchte, und im Stall fingen die Männer an, die Vorbereitungen zur Schlacht bereits ohne mich zu treffen. So ein Mist, ich armer Pechvogel, hatte keine Chance mehr, dabei zu sein! Aber das Schicksal hatte es an diesem Tag gut mit mir gemeint. Gabi viel ein neues Spiel ein, wobei sie mich aufforderte, zehn Schritte rückwärts zu gehen. Ich verstand erst nicht recht, was sie meinte, musste mehrmals nachfragen, weil ich ja so gar nicht verstand, was daran jetz Spiel sein soll. Gut so, denn sie machte es mir schließlich vor: sie machte die ersten Schritte einfach rückwärts und es passierte, was für mich eine unheimliche Befreiung war. Nicht nur aus dieser Situation, sondern aus allen anderen, die sonst noch auf mich zugekommen wären und aus denen ich mich ja so gar nicht befreien hätte können: sie sah nicht, dass sie direkt auf einen großen Eimer zusteuerte, in dem eisig kaltes Wasser war. Es geschah: sie stolperte und fiel mit ihrem Hintern in diesen einzigen, nassen Kälteschock. Sofort schrie und weinte sie und rannte fort und seit dann hat sie mich nie mehr eingespannt! Was war ich – zunächste nur wegen der Schlacht – froh! Endlich war sie weg und ich war wieder frei! Und für mein späteres Leben habe ich auch wichtiges gelernt…nein, den albernen Moralspruch spar ich mir, den könnt ihr mir ja schreiben!

Templating

Vielleicht sollt ich mich mal web-publishing-mäßig schlauer machen, damit ich meinen Blog etwas anders gestalten kann. Kennt jemand nen eintägigen Kurs, in dem ich HTML, Java, CSS und alles was ich sonst noch brauch lerne?

Alles beginnt mit dem Wald

Hab ich also jetz auch einen blog…juhuuu…oder: na mal sehen, was draus wird. Denn vielleicht is das Thema, das mich zum bloggen animiert hat, ja das einzige, das mir einfällt und nach diesem Eintrag bin ich stumm wie ne Kuh.
Es is der Wald oder besser: die Formen der ‚direkten Demokratie‘, die es in unserem Land gibt, durch welche der Bürger die Möglichkeit erhält, direkt(er) in das politische Geschehen einzugreifen. Dem Ausruf ‚Wir haben eh nix zu melden“ wird damit wenigstens ein Schrittchen entgegengekommen. Eine wunderbare Möglichkeit, nicht nur in der Kneipe oder an der Bushaltestelle seine Stimme rügend zu erheben, sondern auch wirksam anstehenden Gesetzesänderungen zu widersprechen oder gegebenenfalls natürlich auch zuzustimmen.

Natürlich werden die Formen dieser ‚direkten Demokratie‘ selbst auch hinterfragt und diskutiert (etwa hier), aber ich will erst mal gar nicht über sinnvolle Grenzen oder Anwendungsgebiete nachdenken.
Mir geht es um das Beispiel des letztlich enttäuschend ausgegangene Volksbegehren Wald in Bayern. Auch will ich nicht um den Wald selbst weinen, dem dieser Mißerfolg auf lange Sicht glaube ich nicht besonders gut tut. Ich finde es in erster Linie enttäuschend, dass sich die bayerischen Bürger nicht der Chance angenommen haben, über eine Frage, die uns ja doch alle angeht, selbst nachzudenken und auch zu entscheiden. Egal, welche Meinung der einzelne in dieser Frage vertritt, im Volksbegehren geht es ja zunächst nur um die Frage, ob das Volk selbst entscheiden will, oder nicht. Erst wenn (nur!!) 10% der Wahlberechtigten unterschreiben, wird es später zu dem Volksentscheid kommen. Dann kann jeder sein Ja oder Nein abgeben.
Aber wie gesagt: gescheitert! Die Menschen Bayerns haben beschlossen, dass sie nicht gefragt werden wollen, es soll ruhig über sie hinweg entschieden werden. Welch großes Vertrauen in die Regierung! Welch Lust zur Unmündigkeit, die repräsentative Demokratie funktioniert anscheinend ja doch zu aller (bzw. zu 90,7%) Zufriedenheit. Schwach.
Gerade auch in Niederbayern ließ sich die blinde Kritiklosigkeit gegenüber der Regierung Stoiber sehen – gerade mal 2% haben unterschrieben! Oder geht es letztlich doch nur darum, keine Verantwortung übernehmen zu müssen? Fiele dann eine wichtige Daseinsberechtigung aus, die des Motzens? Denn über Volksentscheide kann sich das Volk ja nur schwer beklagen… Was rede ich denn dann mit meinem Stammtischbruder bei unserem Weizen? Do gebbets ja gor nix mehr zam redn! Mit mei Kih tut si ja nix, wos mer erzälln könnt!