Archiv für den Monat: März 2006

Globetrain

Neulich im Zug haben zwei der vier Russen direkt vor mir mit ihrem Handy telefoniert und dabei sehr laut reingeschrien. Ob sie nach Hause telefoniert hatten, weiß ich nicht, denn ich habe nichts verstanden, aber irgend einen Grund hatten sie bestimmt für ihre Lautstärke, und wenn es der war, den nebensitzenden Kollegen zu übertönen.

Direkt hinter mir saß ein weiterer Mitfahrer und hörte Musik über sein Handy-Headset. Die Sugarbabes liefen gerade mit ‚push the button‘. Das weiß ich allerdings nicht, weil er so laut aufdrehte, sondern weil er mitsang. Dann widerfuhr es ihm aber leider just in dem Moment, als die beiden Russen telefonierten, dass auch er einen Anruf erhielt. Er telefonierte über sein Headset und es stellte sich heraus, dass er Spanier war. Bei ihm war es jetzt fast unausweichlich, dass er laut sprach, denn…tja, die Russen…

Und ich: ich überlegte, ob ich den deutschsprachigen Reisegästen aus meinem Buch laut vorlesen sollte, damit auch sie Unterhaltung haben, entschloss mich dann aber doch, meine Stimme zu schonen und dem mehrsprachigen und kostenlosen Unterhaltungsprogramm zu frönen. Denn auch wenn ich den Inhalt nicht erfassen konnte, die Performance war es wert, ein Ohr geliehen zu bekommen.

Caught!

Wunderbar! Es ist wieder aufgetaucht – irgendwo in einem Papierberg!
Und drum schwubbs…gleich wieder hier in den Blogkäfig:

Eine neue Liebe
ist wie … ach halt
sie ist nicht neu
es ist alt, das Gefühl

Ich hätt’s nur vergessen
beinah – wenn sie nicht
so versessen mich gemacht hätt
weil sie wieder bei mir ist – so nah

Sie gibt mir Kraft, beflügelt Sinne
bietet Wärme und Entspannung
welch Wonne – so wohlig warm ihr Saft
ich hab sie wieder – meine Badewanne

Bewachet!!!!

Fängt nicht alles in den USA an? Und wo sollten exorbitante Ideen anders entstehen, als in Houston? Der dortige Polizeichef fordert Kameraüberwachung auch in Privatwohnungen. Er kann aber alle Aurfegung legen, indem er ganz tröstend vermerkt:
„I know a lot of people are concerned about Big Brother, but my response to that is, if you are not doing anything wrong, why should you worry about it?“

An anderer Stelle heisst es, ebenfalls außerordentlich beruhigend:
„The cameras are about behavior control and creating an omnipresent atmosphere whereby the citizen consciously regulates his own behavior so as not to seem suspicious.“
Wenn ich mal auf einem öffentlichen Platz stehe und auf jemand warte, suchend meinen Kopf erst nach links und dann nach rechts drehe und genau in diesem Moment mein Handy in der Hosentasche anfängt zu klingeln: ich werde mich hüten nach diesem check-out-Blick so verdächtig in die Tasche zu greifen. Bestimmt erkennen die elektronischen Augen terroristische Absicht und Airwolfs steigen von vier Seiten auf und feuern auf mich los. Nicht auszudenken, wie viele Mitmenschen ich dadurch in Gefahr bringe! Es stimmt also, ich verhielte mich viel verantwortungsbewusster!

Auch habe ich Vorteile aus einer immer weiter ausgebauten Videoüberwachung wenn ich zu Hase sitze und noch nicht in den Genuss einer eigenen Wohnzimmer-Kamera komme: Ich kann Google beauftragen, selbst in eine Kamera zu schlüpfen und andere Orte zu beobachten.

Da ist diese Katzenwohnung. Ach ist es beruhigend für die eigene Seele, Tiere zu beobachten. Wie diese kleinen wilden Dinger im einen Moment noch furchterregend springend gegeneinander um einen begehrten, leider noch unsichtbaren, Rang kämpfen und im anderen Moment in liebevoller Nähe beisammen schlummern.

Oder der Hindefriseur, irgendwo in Asien, ein weit entfernter Ort und ich kann dort sein. Kein Mensch dort würde jemals auf die Idee kommen, dass Iwi aus G. in Deutschland zusieht, wie Lee sich über die vielen Knoten in Wutzelchens Haarkleid ärgert und auf ihren Füßchen hin und her trippelt, weil sie nicht weiß, wie sie ihre Wut rauslassen soll – denn auch sie verhält sich ja verantwortungsbewusst. Dieses mein Wissen um das Nichtwissen der Beobachteten…ich will Urlaub! Den würde ich vor meinem Bildschirm und gleichzeitig in der ganzen Welt verbringen!

lieb sein is schwul

Meine Arbeitskollegen haben heute ein Gespräch über die sexuelle Ausrichtung der Kollegen in der Firma vom Zaun gebrochen. Wir haben festgehalten, dass die Zahl homosexueller Mitarbeiter doch relativ hoch ist. Die beiden, mit denen ich näher zu tun habe, mag ich sehr gerne, und es ist auch glücklicher Weise niemand unter uns, der auch nur irgendeinen Vorbehalt hätte. So weit, so schön.

Eine Äußerung hat mich dann aber doch etwas verwundert. Die A. hielt den D. fälschlicher Weise auch für schwul. Auf die Frage, woher ihr Eindruck denn käme, sagte sie: „Einfach weil er halt so lieb und nett ist!“

Zu viel am Morgen

Ich schlafe, das Telefon klingelt, ich schaue auf die Uhr: 8:12, seit 6 Stunden im Bett, das Telefon klingelt, ich stehe auf, geh ran…Hi hier ist der Ralph, heute Abend ist wieder ein Treffen, hast du Zeit?… Ralph? Treffen? Ich frage nach…Ja heute ist wieder dieser D.-Stammtisch in E. zu dem du ja kommen wolltest…da fällt mir ein wenig ein, wer Ralph ist, ich sage, ich muss heute lange arbeiten…Fängt um 20 Uhr an…Das könnte hinhauen, wo ist das?…In E., gleich nach der Fußgängerzone bevor es links zum W. geht…ich habe ein Bild im Kopf, das aber irgendwie dauernd wechselt und ich mir keinen Weg richtig vorstellen kann, ich frage nach…wenn du die Fußgängerzone verlässt, dann geht’s doch mal links zum W., kurz davor is das…Ralph spricht sehr schnell, vielleicht ist er auf dem Weg zur Arbeit, er scheint keine Zeit zu haben, ich bin geistig schon wieder auf dem Weg ins Bett, sage ja, kann ihn ja nochmal anrufen, verabschiede mich und leg mich wieder hin.

Jetzt nach dem Aufwachen, erinnere ich mich an diesen Anruf und es ist wie ein Traum. Mir fällt ein, dass ich heute überhaupt nicht arbeiten muss und dass ich während der Wegbeschreibung in Gedanken in einem ganz anderen Ort war, auf jeden Fall nicht in E., ich weiß gar nicht, ob dieser Phantasieort überhaupt existiert. Ich war nicht wach, bin mir nichtmal sicher, ob der Anruf wirklich war, aber auf dem Zettel neben dem Telefon ist ein verkorkst gekritzeltes E zu sehen. Ich glaube, ich werde Ralph nochmal anrufen.