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Rückkehr

Es ist bereits eine Woche her, seit dann bin ich wieder in der westlichen Welt, in Europa, in Deutschland und registriere immer mehr, Schritt für Schritt, dass die Zeit, die auch dieses Foto festgehalten hat, vorbei ist: Sorglosigkeit, Entspannung, Wärme, Ruhe, Weite…

Aufgabe wird es sein, all das hier ebenso festzuhalten, wie in Laos und Vietnam. Meine Ruhe von mir abhängig machen, ebenso die Wärme, die Weite in mir, die Sorglosigkeit, die sich in mir ausbreitete, die Entspannung…zumindest bis zum nächsten Urlaub, der das wieder auffrischen wird!

Es war schön, voll von Eindrücken, solche und solche, und ich werde wieder bröckchenweise erzählen. Ich wollte mich zumindest mal auch hier im Blog wieder zurück melden und dieses eine Bild von Phu Quoc in Vietnam zeigen.

Phu Quoc

Guddn Aaaabnd!!!

Praha

Ich hatte Anfang letzter Woche drei freie Tage, die es zu verwerten galt. Und was kann man anderes tun, als diese Zeit für einen Prag-Trip zu nutzen? Vieles natürlich, da ich aber schon ewig nicht mehr in der tschechischen Hauptstadt war, hat diese Variante die Wahl gewonnen.

Praha

Vor Antritt einer Reise steht immer die Frage des Verkehrsmittels, das benutzt werden soll. In unserem Fall wollten zwei Personen so günstig und gleichzeitig so gemütlich wie möglich nach Prag. Die Firma „Die Bahn“ viel gleich in die engere Auswahl, aber gleich vorweg: sie hat doch verloren. Das günstigste Ticket Hin und Zurück, das wir spontan hätten auftreiben können, kostete 98,- pro Person. Auto verliert zwar etwas an Gemütlichkeit, aber gewinnt wiederum an Attraktivität dadurch, dass man Ortschaften besser kennenlernt, die auf dem Weg liegen. Natürlich hat auch jedes Land seine Eigenheiten im Verkehrsverhalten, was man auch schon als Urlaubserfahrung auf der Reise selbst werten kann. Tschechen fahren meinem Eindruck nach etwa sehr entspannt, ich habe kein einziges mal ein Auto hupen hören, und auf der Autobahn fahren die wirklich nur zum Überholen links. Angenehm! Naja und dann ist da noch der Preis. Mein Wagen hat für Hin- und Rückweg etwas mehr als 80,- Sprit verbraucht (wovon eine Tankfüllung bei günstigerem 1,- Euro-Sprit in Tschechien gekauft wurde). Also weniger als die Hälfte an Kosten und eine Fahrtzeit von einfach nur knapp über vier Stunden. Klar, dass da dann die eigentlich favorisierte Bahn verliert. Mal wieder, leider.

In Prag gibt es natürlich viel zu sehen, drei Tage liefern nur einen kurzen Eindruck. Dazu gehörten zum einen schöne, gemütliche Cafes, nette, allerdings wenig grinsende Menschen und natürlich die schönen Fassaden der Gebäude – nicht nur in der Nähe der Karlsbrücke:

Prag_Fassade

Am alten Judenfriedhof wars sehr nett, ich mag diese ungeordnet im grünen Gras verteilten Grabsteine. Am Eingang erhielten wir einen kleinen Flyer mit einem kurzen historischen Abriss zum Friedhof und zehn erwähnten berühmten Persönlichkeiten, die dort begraben liegen. Meine Allgemeinbildung in Richtung der jüdischen Bevölkerung lässt anscheinend sehr zu wünschen übrig, denn ich kannte keinen der werten Herren. Frauen wurden übrigens keine erwähnt.

Judenfriedhof Prag

Kurios war der Fernsehturm. Der stand direkt neben diesem Friedhof und sah futuristischer aus als jeder andere Fernsehturm, den ich bisher gesehen hab. Auf gleich drei Säulen wurde er errichtet und war zu allen Seiten mit Täschchen-Räumen bepackt. Das eigentlich Kuriose: an den Säulen krabbelten Babys nach oben. Babys ohne Gesicht. Schräg!

Fernsehturm Prag

Noch zu erwähnen: das Foltermuseum direkt an der Karlsbrücke. Ganz schön schaurig, auf was für Ideen die Menschen so gekommen sind. Sehr kreativ teilweise. Eines der brutalsten, aber prinzipiell einfachsten Geräte, war der Pfahl des Vlad Tepes (der rumänische Graf, der als Graf Dracula in die Geschichte einging). Auf diesem schlichten, oben angespitzten Pfahl, spieste er seine Opfer seitlich auf. Das wusste ich zwar schon (war auch in Bram Stoker’s Dracula zu sehen), was ich aber nicht wusste, dass die Opfer dort teilweise bis zu drei Tagen überleben konnten und immer ganz langsam stückchenweise tiefer runtergerutscht sind. Oder die üble Säge (siehe Bild): dadurch, dass die Opfer kopfüber hingen, und viel Blut in den Kopf schoss, hielten sie diese Tortur des in zwei Teile sägens sehr lange mit vollem Bewusstsein aus.

Fernsehturm Prag

So, genug davon, Prag war schön und ist immer eine Reise wert!

Malaysia, paradiesisches Land

Nach dem Dschungelwandern in Borneo bin ich an die gänzlich andere Seite des Landes (nach Kota Bharu) geflogen, allerdings nur, um von dort aus weiter nach Kuala Besut zu fahren, denn von dort wiederum fährt ein Boot auf die angeblich so paradiesischen Inseln Pulau Perhentian. Am Flughafen habe ich Michael aus Irland getroffen, der das gleiche Ziel hatte, und so haben wir uns zusammen auf den Weg gemacht. In Kuala Besut mussten wir eine Nacht verbringen, weil wir das letzte Boot verpasst hatten, aber schon als wir am nächsten Morgen die ersten Wellen mit dem Boot hinter uns gebracht hatten, kam ein gutes Gefühl auf. Wir erreichten die Insel, zusammen mit drei Schweden, die auch noch im Boot waren, und waren vom ersten Moment, vom ersten Anblick an, total begeistert.

malaysie_0kt-Nov-2006_101Dies hier ist der Strand, an dem wir aus dem Boot ausstiegen und zu unserer Unterkunft liefen. Alle hatten ein nicht zu bändigendes breites Grinsen auf dem Gesicht. Allen war offensichtlich klar: jetzt beginnt die wirklich erholsame Phase des Urlaubs, Entspannung pur…

Die Unterkunft war eine Holzhütte mit zwei Betten und Dusche/WC, die umgerechnet 12,- Euro pro Nacht kostete, ich blieb insgesamt 5 Nächte dort und teilte die Kosten für die ersten drei mit Michael. Sooo billig! Das linke der unteren Bilder zeigt die Hütten von außen. Die rechte war unsere und die linke behausten die Schweden und wisst ihr was? Das wars! Weiter war niemand mehr da, außer natürlich der Familie, die dieses Resort betrieb. Das rechte Bild ist der Blick aus der Hütte heraus. Drei Schritte bis zum Strand!!! Oh mann, ich glaub, ich will wieder hin!

malaysie_0kt-Nov-2006_098malaysie_0kt-Nov-2006_095

Es stellte sich heraus, dass wirklich auf der ganzen Insel kaum noch jemand da war. Ich hab mich oft gefragt, warum denn um diese Zeit da so wenig Tourismus ist, denn eigentlich ist es eine hervorragende Zeit: in Europa wird es schon kalt und teilweise ungemütlich, dort ist es nicht mehr soo extrem heiß – nur noch knapp über 30 Grad – und die Tatsache, dass nicht mehr so viel los ist, ist ja letztlich auch noch ein Grund. Die einzige Erklärung, die ich fand, war: der Monsun steht vor der Türe. Dort geht’s angeblich so Mitte November los. Wir haben davon aber wettermäßig noch nichts gemerkt. Einmal hats nachts geregnet, aber auch das ist noch gütig, wenn man bedenkt, dass hinter der Hütte der Regenwald losgeht.

‚Unser‘ Strand war sehr mit Korallen versehen, kaum dass man im Wasser war. Das ist super für Schnorcheltouren, man besucht eine Unmenge an bunten, schillernden Fischen. An einem Nachbarstrand und etwas weiter draußen hatte ich das Vergnügen, neben einer Riesenschildkröte zu schwimmen, die halb so lang und doppelt so breit war wie ich. Sie hat mich angeschaut, ich hab sie angeschaut, ich hab ihren Panzer befühlt, sie hat ein paar mal nach Luft geschnappt und nach n paar Minuten hat sie sich wieder verabschiedet und ist in die Tiefe abgetaucht. Auch kleine und ungefährliche Haie waren einige unterwegs. Und dieser Nachbarstrand, das war der idealste zum Baden, weil man ewig reinlaufen konnte, ohne gleich auf Korallen zu stoßen. Und an diesem Strand, da war das Resort geschlossen, absolut kein Mensch mehr zu sehen!

Hier ein paar Bilder von diesem Strand – ohne Worte:
(draufklicken, dann gibts das Bild in groß)

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Wenn ich irgendwo richtig meine Seele hab baumeln lassen, dann hier!
Zum Glück hab ich noch weniger als 1000 Leser *hust*, wodurch diese Inseln hoffentlich nie überrannt werden.

Auch hier kann man schön durch den Dschungel wandern, vom einen Ende der Insel bis zum anderen. Es gab Gerüchte, dass schon des öfteren ein Tiger gehört wurde, der bedrohlich röhrte, aber vor uns hatte er offensichtlich Angst. Außer dem gewöhlichen Kleingetier ist uns da nur noch eine dieser krokodilgroßen Echsen begegnet. Zum Glück eine ängstliche Spezies, die sogleich davonrannte, denn so schnell wie die flitzte, wäre an wegrennen nicht zu denken gewesen.

Zum Abschluss dieser Episode gibts noch ein Bild von der hinter der Nachbarinsel untergehenden Sonne. Danach gehts in die Berge…

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Malaysia, schweißtreibendes Land

Als ich in der letzten Oktoberwoche in Malaysia ankam, hatte ich ein wenig Pech: Es war die Woche nach Ramadan, und das bedeutete: public holidays. Keine Tourist-Info da, Ersatzbelegschaft in Hotels und Hostels und viele große Geschäfte hatten zu. Die Menschen, die anzutreffen waren, konnten leider oft entweder gar kein oder nur schlechtes Englisch. Und hier wurde eine kleine Schwierigkeit im Umgang mit ihnen deutlich(is aber denke ich nicht nur malayisch, sondern eher typisch asiatisch): wenn ich eine Frage stellte, dann wurde diese immer beantwortet, egal ob ich verstanden wurde oder ob der Gefragte die Antwort vielleicht gar nicht wusste. Nie habe ich die Antwort: „Ich weiß nicht“ erhalten. So wurde mir etwa am ersten Tag gesagt, diese holidays dauerten nur diesen einen Tag. War nicht so, dauerten eine Woche.
Nach 1,5 Tagen wenig tun, rumhängen und viel schlafen, ergriff mich endlich der Tatendrang und ich wollte unbedingt in den relativ nahegelegenen Bako National Park gelangen. Ich fand heraus, dass es einen Bus dorthin gibt, allerdings nicht, von welcher der drei Bushaltestellen in Kuching dieser abfuhr. Ich fragte und wurde zunächst zur falschen geschickt, das soeben geschilderte Problem. Irgendwann war ich an der richtigen Haltestelle und hatte gleich eine kleine Horde Jugendlicher, die auf den gleichen Bus warteten und freudig begeistert waren, dass ich in ihren Ort (Bako) fahren wollte. Einer der Jungs reservierte einen Platz für mich neben sich und auch wenn die Kommunikation mit ihnen auf die drei ersten Sätze, die man lernt, beschränkt war (Where are you from? What’s your name? How old are you?), hatten wir doch Spaß: die Straße war sehr schlecht und bei jedem anhaltenden Wippen (und wenn ich Wippen sage, dann meine ich Wippen!!) flogen wir im Takt auf unseren Sitzen auf und ab und johlten alle zusammen uuooAAoouu uuooAAoouu…

malaysia_bootsmannIn Bako angekommen, musste ich ein Boot nehmen, um zu dem Nationalpark zu kommen. In dieser Zeit waren kaum Touristen unterwegs, und so war ich da der einzige. Der Bootsmann konnte gut Englisch und hat mir so einiges erzählt über die Gegend.
Nach ca 45 Minuten waren wir dann am Ziel und ich musste noch ein paar hundert Meter durch das seichte Wasser bis zur Parkoffice laufen. Und hiermit breche ich jetzt ein bisheriges Tabu in meinem blog: es gibt jetzt auch Frontalaufnahmen von mir! Nach der rasanten Bootsfahrt sah meine Frisur entsprechend gestylt aus und auf dem Weg ist mir schon die erste kleine Skurilität begegnet:

malaysie_0kt-Nov-2006_021malaysie_0kt-Nov-2006_022

malaysie_0kt-Nov-2006_034Ich ließ mich registrieren, schnappte mir eine Karte, und ging los. Zwei Ziele habe ich mir ausgesucht. Eine kleine Strandbucht und etwas weiter weg ein Wasserfall. Der Weg ging durch den Dschungel, wo kein Wind durchkam, es war sehr heiß und die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch. Dazu kam noch, dass ich noch nicht gänzlich an das Klima angepasst war. Das alles zusammen sorgte dafür, dass ich so schwitzte wie noch nie zuvor. Aber der Dschungel war sehr interessant. Allein was man da zu hören kriegt, tausend Stimmen gleichzeitig, die zu einem großen Geräusch verschmelzen wollen.

malaysie_0kt-Nov-2006_038Ich erreichte mein erstes Ziel, die Bucht, und hatte sie wirlich für mich alleine. Ein König-der-Welt-Gefühl, aber trotzdem eigenartig die ganzen Stunden in diesem Regenwald keinem einzigen Menschen zu begegnen.

Zu dem Wasserfall habe ich es einfach nicht mehr geschafft. Der Weg war viel anstrengender, als ich dachte, es ging extrem steil bergauf, ich hatte viel über Wurzeln und Baumstämme zu klettern, war also darüber hinaus auch noch extrem langsam unterwegs und hatte meinen Termin mit dem Bootsmann. Aber auch von meiner Verfassung hätte ich kluger Weise nicht zwanghaft bis zum Wasserfall vorstoßen sollen, ich war total geschafft und hätte bestimmt noch 1,5 Stunden mehr gebraucht bis dorthin.

malaysie_0kt-Nov-2006_063Auf dem Rückweg begegnete mir noch ein Affe, der lustige Geräusche machte – ähnlich wie ein betteriebetriebener Brummbär – und darüber hinaus noch eine sehr lustige Figur und Nase hatte.

Nach einigen Stunden war ich wieder zurück, hatte noch eine kurze Begegnung mit einem Riesenwildschwein, dessen Rücken höher als mein Becken war, traf den Bootsmann und wurde den gleichen Weg wieder zurück gebracht. Im Bus auf der Heimfahrt war es ruhig, nur ein Pärchen saß einige Reihen vor mir. Diese Nacht hab ich tief und fest geschlafen.

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Malaysia, farbiges Land

Malaysia ist ja hauptsächlich auf zwei Inseln aufgeteilt. Ich machte den Anfang auf Borneo, dem östlichen Teil des Landes. Dort bin ich in Kuching gelandet und mir ist gleich als erstes aufgefallen, wie schön bunt das Land durch die Menschen selbst wirkt. Der Hauptteil der Bevölkerung – etwa die Hälfte – ist muslimisch, die andere Hälfte teilen sich Buddhisten (Chinesen) und Hindus (Inder). Die einen laufen in farbintensiven, seidenen Klamotten herum, die anderen haben Turbane oder Kopftücher auf, die Hindus haben einen Farbklecks auf der Stirn und wieder andere haben gar kein auffallendes äußeres Merkmal. Diese äußeren Merkmale werden auch in allen Situationen getragen. Sei es im Restaurant als Bedienung, als Geschäftsleiter oder – dies mein erster Eindruck – an der Passkontrolle am Flughafen. Dort waren drei Schalter geöffnet, alle drei Beamten trugen die gleichen Anzüge, einer sah einfach nur malayisch aus, der andere hatte einen islam-typischen Vollbart und einen Wickel auf dem Kopf und die dritte – eine Frau – war Inderin mit dem roten Punkt auf der Stirn.
Wie schön das doch ist und wir hier machen so große Aufstände wegen Kopftüchern bei Lehrerinnen. Diese Offenheit ist sehr sympathisch und trägt, davon bin ich überzeugt, zu einem entspannten Miteinander bei.

Das Bild hier zeigt die Moschee in Kuching, die in der Nähe meiner ersten Bleibe war. Als jeden Morgen der Muezzin die Gebete durch die Lautsprecher schickte, bin ich nie richtig aufgewacht, sondern habe diesen sanften Gesang meist in die Träume mit aufgenommen und dann kurz vor dem Aufwachen immer noch etwas erlebt. Ich vermisse es jetzt!

So, das war in aller Kürze gleich ein durch den Urlaub angestoßener, gesellschaftskritischer Gedanke. Die wirklichen Urlaubserlebnisse kommen in den nächsten Posts.