Archiv der Kategorie: politisiert

Lausbuben

Ich glaube, jeder von euch kennt diese geliebten und gleicherweise bedauernswerten Mitmenschen, die mit ihrer freien Zeit nicht so recht was anständiges anzufangen wissen. Meistens sind diese dann auch noch Rentner, so dass es also eine große Leere zu stopfen gilt. Und so erlernen unsere Omas und Opas in der Regel autodidaktischer Weise eine neue Profession: sie beobachten!

Und es dauert nicht lange, bis sie auf den Geschmack kommen. Die ersten zwei oder drei Tage passiert nicht viel, bis sie lernen, das wenige, dass da eben vor sich geht, neu zu interpretieren. Ist nicht die Wahrnehmung der gesamten Welt nur eine individuelle Interpretation? Sie machen also nichts verbotenes, sie legen nur neu aus, wenn sie erzählen, dass der Nachbarsehemann wohl fremd geht, weil er immer Donnerstags das Haus eine Stunde früher verlässt, als sonst. Wenn sie dann noch erfahren, dass die Verwaltungsangestellte aus der Parallelstraße Donnerstags immer erst nachmittags arbeitet, ist der Fall auch schon gelöst und kann veröffentlicht werden. Watson at his best!

Ebenfalls sehr beliebt: das Aufdecken stümper- oder gar boshaft verschleuderter Steuergelder! Da arbeitet der Herbstdedektiv im Auftrage des Vaterlandes und setzt sich uneigennützigst für alle Steuerzahler ein. Den Orden, den er dafür erwartet, hat er sich vorsorglich schon mal selbst gebastelt und in die Glasvitrine gestellt. So hatte ich etwa vor kurzem mein Auto am Gehsteig innerhalb der markierungen so geparkt, dass mein rechter Vorderreifen die Markierung berührte. Als ich zurückkam, fand ich eine ernsthaft und leicht bedrohlich formulierte Abhandlung an meinem Fenster: Hauptthese der Arbeit war die Formulierung, dass es unverschämt sei, so egozentrisch zu sein und rein gar nicht an die Steuergelder zu denken, die für die Plazierung der Markierungen ausgegeben wurden. Warum denn seien diese Streifen dort? Bestimmt nicht, um nicht beachtet zu werden. Ich nahm es mir zu Herzen, denn widersprechen kann man in einem solchen Fall nicht. Ich bin jetzt schon groß und muss lernen, zu dem zu stehen, was ich tue.

Soweit die Vorgeschichte…

Neulich in der Stadt musste ich an genau diese Argumentation denken und ich wäre froh gewesen, hätte ich die Arbeit des Herbstdedektives mitgeschleppt – ich hätte sie gleich den grünen Männchen unter die Nase gehalten, die ich da gesehen habe. Es ist in der Fußgängerzone Vorschrift, das Fahrrad zu schieben. Dennoch trauen sich einige Waghalsige Zweiradler zu fahren, wenn kaum Fußgänger unterwegs sind. Dies ist natürlich nicht nur verantwortungslos sondern auch hoch kriminell und demzufolge strengstens zu ahnden. Und so wurde an jenem Tag eine Division – ach was sage ich – eine Hundertschaft beinahe unserer (und jetzt kommt das entscheidende Wort:) steuergeldfinanzierten Polizei hingeschickt, diese Rübennasen zu fassen und mit Bußgeldern zu behaften. Um recht erfolgreich zu sein, durften die Gesetzeshüter nicht frei in der Fußgängerzone umher laufen – bei so wenigen Passanten wären sie einfach zu schnell aufgefallen. Sie mussten sich an einem Eckhaus verstecken und vorschießen, sobald sie einen Gesetzesbrecher ausmachen konnten. Sie waren ihrer mehrere, was vielleicht sinnvoll ist, um im Zweifelsfall einen Zeugen an der Seite zu haben, falls der Beschuldigte klagen will. Aber gleich so ein Aufgebot?

Ich wage zu behaupten, hier sind mehr Steuergelder verbraucht worden, als bei der Markierung, die ich angefahren habe, und daher prangere ich dies mit dieser meiner Ausführung hier an! Es ist in der Vorbildfunktion kontraproduktiv, wenn sich einerseits Menschen, wie etwa ich, an der Nase packen und sich verantwortungsvoll im Sinne der Gemeinschaft verhalten und auf Steuergeldvergehen achten, andererseits aber die personifizierten Träger unserer Gesetze sich so verschwendend verhalten.

Mit freundlichen Grüßen und dem Wunsch um Einsicht,
Sommerdedektiv Iwi

E-Mann-Zipation

Endlich passiert mal was!

Väter sollen bei Vaterschaftstest mehr Rechte bekommen und nicht nur auf die Zustimmung der Mütter angewiesen sein. Gerade in Fällen, bei denen es zu einem Streit um die Vaterschaft kommt, liegt derzeit zu viel Macht bei der Frau. Besteht kein begründeter Verdacht darüber, dass das Kind von einem anderen gezeugt wurde, hat der Mann kein Mittel zur Verfügung und muss das Kind mit unterhalten. Es wird viel von ihm gefordert und er darf keinen Nachweis fordern, dass diese Ansprüche rechtfertigt. Das ist wie wenn jemand wegen eines Verbrechens verurteilt würde, ihm aber keine Beweise vorgelegt werden.

Das trifft in einem wie in dem obigen Artikel beschriebenen Fall zu, aber auch anders herum: Ein Freund von mir lebte in einer Beziehung und hatte sich das Gelbe vom Ei verkaufen lassen. Sie wolle eine Familie mit ihm gründen, hat sie ihm glaubhaft vermittelt. Direkt nachdem dann fest stand, dass sie schwanger war, verließ sie ihn. Viele zu Tage beförderte Details, die ich hier nicht ausführen möchte, haben gezeigt, dass er zu gut deutsch als Samenspender benutzt wurde. Bei der Geburt gab sie dann keinen Vater an, und somit hat er keine Rechte sein unter Liebe gezeugtes Kind zu sehen. Natürlich stimmt sie einem Vaterschaftstest nicht zu und was er sagt, interessiert vor dem Gesetz niemanden. Es bleibt dabei: es ist nicht sein Kind, er wird es nicht sehen.

Alle Hochachtung vor einer 9monatigen Schwangerschaft, aber allein die Tatsache, dass die Frau das Kind austrägt darf nicht Argument dafür sein, dass sie eine solche Machtposition in diesen Fragen bekommt, und so ist es richtig und wichtig, dass sich da jetzt was tut!

Die Lehre

Das Gericht widerspricht dem Vorwurf, die Angeklagten würden sich durch die Geldauflagen freikaufen.

Dieser alberne und offensichtlich verlogene Satz war heute in der Zeitung zu lesen. Höchstwahrscheinlich über 50 Millionen unsauber, also illegal, abgestaubt, aber mit einem Zehntel der Beute dafür gesorgt, dass nicht weiter nachgeforscht wird. Wie nennt man das in einem Wort?: freigekauft!

Was ein Verlass auf die deutsche Justiz! Ist sie wenigstens verbindlich? Dann geht die kleine Michelle von nebenan nachher in einen Jeansladen und klaut sich die lang ersehnte teure Markenhose, die normalerweise 150,- kostet. Wenn sie nicht erwischt wird, ist es eh gut, und wenn doch, so darf sie die Jeans natürlich behalten und muss 15,- Euro Strafe zahlen.

Immer ruf damit!

Was ne schlappe Dreistigkeit. Heute hat die Stadt mit einem schlichten Brief unwiderrufbar verkündet, dass die Grundsteuer ab sofort erhöht wird. Das is ja noch normal, alles wird teurer und regelmäßig flattern solche Bescheide in den Briefkasten. Aber so eine Erhöhung hab ich ja doch noch nicht gesehen. Der Gebührensatz wurde nämlich um 335,00 % angehoben!! Dreihundertfünfunddreißig Prozent!! Ich will auch was erhöhen und ganz allein die Verteuerungsrate bestimmen! Will will will!

Hört hört!

Darauf hinzuweisen, dass Mr. George W. Bush und die Seinen einen neuen Feldzug gegen den Iran anzetteln wollen, wäre mittlerweile überflüssig. Das hat jeder schon mitbekommen und wenn es wieder so läuft wie bei der Irakbezwingung, dann wird es wohl noch in seiner jetzigen, zweiten Amtszeit gegen den Iran gehen. Manchmal erscheint mir Propaganda so lächerlich einfach. Wie Putin damals sein bis zum 11. September mißtrauisch beobachtetes Vorgehen in Tschetschenien nach diesem großen Terroranschlag (was der 11. September ja angeblich war) dann auf einmal unter den Deckmantel des Kampfes gegen den Terrorismus bringen konnte, und dabei auch noch Sympathien durch seine so perfekt in deutscher Sprache gehaltene Rede in Berlin erschleimte, so bringt auch die US-Regierung ihren geplanten Feldzug durch die große Überschrift des ‚Freiheit und Demokratie verbreitens‘ in eine herrlich schimmernde aber eigentlich doch zum Zerplatzen verurteilte Schutzblase, die aber dennoch hält, weil sich keiner traut, sie auch nur anzufassen. Würde es doch bedeuten, nicht hinter den Prinzipien von Freiheit und Demokratie zu stehen! Ein bisschen froh bin ich da allerdings über unseren Kanzler, der bei seiner Forderung nach einer Reform des nordatlantischen Bündnisses ja doch auch auf eine Schwächung des allzu großen Machtmonopols der USA zielt.
Aber jetz zum ‚hört hört!“: Wie die ehrenwerte Condoleezza Rice kürzlich als Vorbotin und Vorbereiterin für Bushs Europa-Besuch fungiert hat, so ist sie auch diejenige, die als erste in der Öffentlichkeit spüren lässt, dass es sich bei der Bush-Amtszeit wirklich um einen großen Feldzug handelt und die Bushs nicht nach dem Iran aufgeben werden. Denn es gibt ja noch soo viele Länder, die bombastische Freiheit und Demokratie vertragen würden. Es wird das Land Syrien sein, für welches sich die Bush-Regierung nach dem Iran stark machen wird.
Und wer wird es sein, frag ich mich, der sich trauen wird, die Seifenblase von globaler Freiheit und Demokratie um den Preis von etwas weniger Kriegen zum Platzen zu bringen?

Klüfte sollen Canyons werden

Es gibt schon lächerliche Aussagen von unseren Herrn Politikern…
Da ergeht ein Beschluss, dass es erlaubt sein müsse, Studiengebühren zu erheben, und sofort sind einige Bundesländer – allen voran Bayern – schon am einführen derselben. Eigenartig, dass hier die Mühlen der Bürokratie so schnell mahlen können, dass schon zum nächsten Wintersemester mit Abgaben zu rechnen sein wird. Was ich aber besonders interessant finde, ist die Rechtfertigung des bayerischen Wissenschaftsministers Goppel, der meint 500 Euro pro Semester wären für die Studenten keine besondere Belastung. Sie müssten nur «jeden Monat für hundert Euro auf etwas verzichten oder zwei Nachhilfestunden geben» (Zitat aus der Netzeitung). Hundert Euro im Monat?? Das kann ein führender Politiker nur für Peanuts halten, wenn er nicht den Unterschied zwischen seinem Gehalt und dem eines Studenten kennt. Ich kann mich etwa erinnern, dass ich durchschnittlich nicht mehr als 100 Euro flüssiges Geld pro Monat hatte, als ich Student war, und ich war bestimmt nicht gerade der ärmste unter uns. Das nenn ich klasse Vertreter, die nicht einmal die Situation ihrer Bürger kennen.
Kriterium für die Auswahl der Universität würde in naher Zukunft sogar deren Gebühren sein, so verlautete es ebenfalls. Das mag sein, dass sich reiche Unis bessere Professoren und bessere Lehrmittel leisten können und damit ihren Ruf steigern. Aber es ist doch klar, was dann passiert und dafür muss man nichtmal bis zwei zählen können: Bildung für Kinder wohlhabender Eltern und in der Berufswelt werden natürlich auch die Abgänger der Eliteuniversitäten bevorzugt. Wenn neulich erst zu hören war, dass die Kluft zwischen arm und reich in Deutschland größer geworden ist, so hat diese Meldung anscheinend kein Ohr in den schwarzen Landtagen erhalten, denn die Entscheidung über die Studiengebühren wird diese Kluft nur noch ausweiten.
Ich kann mich auch noch erinnern, dass der gute Herr Stoiber vor nicht vielen Jahren stolz angegeben hat, Bayern sei das Land der Wissenschaft und Bildung und jedem werde der Zugang zu diesen Bereichen gewahrt. bla bla bla

Alles beginnt mit dem Wald

Hab ich also jetz auch einen blog…juhuuu…oder: na mal sehen, was draus wird. Denn vielleicht is das Thema, das mich zum bloggen animiert hat, ja das einzige, das mir einfällt und nach diesem Eintrag bin ich stumm wie ne Kuh.
Es is der Wald oder besser: die Formen der ‚direkten Demokratie‘, die es in unserem Land gibt, durch welche der Bürger die Möglichkeit erhält, direkt(er) in das politische Geschehen einzugreifen. Dem Ausruf ‚Wir haben eh nix zu melden“ wird damit wenigstens ein Schrittchen entgegengekommen. Eine wunderbare Möglichkeit, nicht nur in der Kneipe oder an der Bushaltestelle seine Stimme rügend zu erheben, sondern auch wirksam anstehenden Gesetzesänderungen zu widersprechen oder gegebenenfalls natürlich auch zuzustimmen.

Natürlich werden die Formen dieser ‚direkten Demokratie‘ selbst auch hinterfragt und diskutiert (etwa hier), aber ich will erst mal gar nicht über sinnvolle Grenzen oder Anwendungsgebiete nachdenken.
Mir geht es um das Beispiel des letztlich enttäuschend ausgegangene Volksbegehren Wald in Bayern. Auch will ich nicht um den Wald selbst weinen, dem dieser Mißerfolg auf lange Sicht glaube ich nicht besonders gut tut. Ich finde es in erster Linie enttäuschend, dass sich die bayerischen Bürger nicht der Chance angenommen haben, über eine Frage, die uns ja doch alle angeht, selbst nachzudenken und auch zu entscheiden. Egal, welche Meinung der einzelne in dieser Frage vertritt, im Volksbegehren geht es ja zunächst nur um die Frage, ob das Volk selbst entscheiden will, oder nicht. Erst wenn (nur!!) 10% der Wahlberechtigten unterschreiben, wird es später zu dem Volksentscheid kommen. Dann kann jeder sein Ja oder Nein abgeben.
Aber wie gesagt: gescheitert! Die Menschen Bayerns haben beschlossen, dass sie nicht gefragt werden wollen, es soll ruhig über sie hinweg entschieden werden. Welch großes Vertrauen in die Regierung! Welch Lust zur Unmündigkeit, die repräsentative Demokratie funktioniert anscheinend ja doch zu aller (bzw. zu 90,7%) Zufriedenheit. Schwach.
Gerade auch in Niederbayern ließ sich die blinde Kritiklosigkeit gegenüber der Regierung Stoiber sehen – gerade mal 2% haben unterschrieben! Oder geht es letztlich doch nur darum, keine Verantwortung übernehmen zu müssen? Fiele dann eine wichtige Daseinsberechtigung aus, die des Motzens? Denn über Volksentscheide kann sich das Volk ja nur schwer beklagen… Was rede ich denn dann mit meinem Stammtischbruder bei unserem Weizen? Do gebbets ja gor nix mehr zam redn! Mit mei Kih tut si ja nix, wos mer erzälln könnt!