Starke verspielte Kraftlosigkeit

Ein weiter Himmel ist zu sehen, er ist dunkelrot bis schwarz, zeugt von schlechtem Wetter, viele wuchtige Wolken schleichen unter ihm hinweg. Sie, die Wolken, bewegen sich recht zügig, der Wind muss kräftig sein. Aber es regnet nicht. Entweder die Gewitter sind schon vorbei gezogen, oder aber sie kommen noch. Wobei, vielleicht bleibt dieser Ort auch verschont, hat Glück, lässt sich nicht ganz in die Greifarme des Sturmes fallen. Man kann es aus diesem Anblick nicht genau sagen.

Wir befinden uns abseits von Menschenmengen, keine Stadt und kein Dorf ist von hier zu sehen. Nur ein Pfad, der sich durch die Ebene schlengelt. Weit kann man nicht sehen, es ist zu dunkel und nebelig. Mag sein, dass die nächsten Siedlungen gar nicht so weit weg sind, wer weiß…

Der Weg wird von Bäumen begleitet, die fest verwurzelt sicher stehen. Ihre dicken Stämme scheinen mehr in Kraft denn in Höhe investiert zu haben, was ihnen jetzt bei diesem Sturm zu Gute kommt. Es ist Spätsommer, noch hängen viele Blätter an ihren Ästen, auch wenn vereinzelte jetzt durch die Luft wirbeln. Alle sind sie noch grün. Rechts und links des Pfades aufgestellt scheinen die Bäume jetzt wie Cheerleader ihre Mannschaft in Formation anzufeuern. Sie schwenken ihre Puschelblätter: „Los los, ihr schafft es, los los!“ Nein, jetzt hab ich mich treiben lassen, natürlich ist nichts von ihnen zu hören. Wen sollten sie auch anspornen.

Naja, einen gäbs tatsächlich. Da ist ein Mann auf dem Pfad, er geht voraus, wir sehen nur seinen Rücken, zielstrebig geht er den Weg entlang. Er ist uns schon zwanzig Meter voraus, seine Hose und sein einfarbiges Hemd flattern im Wind. Ebenso seine dunklen Haare, auch wenn man es diesen ob ihrer Kürze kaum ansieht. Es ist nicht ganz klar, ob er unsicheren Schrittes waltet oder ob ihm der Wind nichts ausmacht. Denn er geht gerade, wackelt nicht, hat eine senkrechte und sichere Statur. Gleichzeitig aber streckt er seine beiden Arme von sich. Halbseitig in die Höhe. Will er da nach etwas greifen? Man könnte meinen, er will seine Hände nahe an den tief hängenden Ästen haben, damit er schnell zugreifen und sich sichern kann, wenn ihn doch mal eine Böe umzuwerfen droht. Oder ist er nur verspielt? Seine Hände sind recht fein und schmal, er wirkt sportlich beschwingt, wenn auch dünn und fast schon kraftlos. Aber er dreht sich nicht um, ist strikt nach vorne gerichtet. Er muss ein Ziel haben. Vielleicht weiß er mehr als wir, vielleicht sieht er durch den Nebel vor sich hindurch.

Diese von sandig trockener Erde und kaum mehr ankommenden roten Sonnenuntergangsstrahlen durchflutete Luft wird uns heute darauf keine Antwort mehr geben.

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